

📸 Der JUICE in der Astrolabe-Anlage von Airbus Defence and Space.

📸 Jupiter, aufgenommen von der Juno-Sonde.
Die Frage nach außerirdischem Leben beschäftigt Astrobiologen und andere Wissenschaftler schon lange. Doch es könnte sein, dass Außerirdische nicht die Bewohner eines weit entfernten Sonnensystems, sondern unsere unmittelbaren Nachbarn sind. Genau das untersucht die gerade gestartete Mission „Jupiter Icy Moons Explorer“ (JUICE) der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Sie wird drei der vier großen Galileischen Monde erforschen: Europa, Kallisto und Ganymed. Die Mission soll prüfen, ob diese drei Monde die Voraussetzungen für die Entstehung von Leben erfüllen, d. h. die Existenz unterirdischer Ozeane endgültig bestätigen.
Die JUICE-Mission startete heute, am 14. April, nachdem sie sich aufgrund schlechter Wetterbedingungen um einen Tag verzögert hatte. Nach dem Start hat sich JUICE von der Ariane-5-Rakete getrennt, die es ins All befördert hatte. Nun beginnt der 17-tägige Prozess der Entfaltung seiner verschiedenen Instrumente und Ausrüstung, um sich auf seine lange Reise zum Jupiter vorzubereiten.

Jupiter bedarf keiner großen Einführung, doch ein paar Fakten sollten wir uns merken. Der Gasriese ist der größte Planet unseres Sonnensystems und verfügt über Sturmsysteme, die größer sind als die gesamte Erde. Er besitzt ein ungewöhnlich starkes Magnetfeld, das die Bedingungen auf seinen 95 bekannten Monden bestimmt – ein Phänomen, das die JUICE-Mission untersuchen soll. Die turbulente Atmosphäre des Planeten, die hauptsächlich aus Wasserstoff, aber auch Methan, Acetylen, Ethan, Ammoniak, Phosphin und Wasser besteht, könnte uns auch etwas über die Entstehung und Zusammensetzung des gesamten Jupitersystems, einschließlich der drei untersuchten Monde, verraten. So können wir herausfinden, ob diese Satelliten Leben beherbergen können.

📸 Die Galileo-Sonde, die erste, die den Jupiter umkreiste.
Was auch immer JUICE findet, es wird lange dauern, bis wir Antworten haben. Bis sie Jupiter erreicht, wird die Sonde eine lange Reise hinter sich haben – insgesamt acht Jahre. Die Raumsonde wird mehrfach an der Erde, unserem Mond und der Venus vorbeifliegen und dabei Gravitationskraft aufbauen, um sich am Asteroidengürtel vorbei in das äußere Sonnensystem zu katapultieren und schließlich 2031 dort anzukommen. Warum die lange Wartezeit? Orbitalmissionen wie JUICE müssen langsamer fliegen, um bei ihrer Ankunft richtig in die Umlaufbahn des Jupiters einzutreten. Die achtjährige Wartezeit ist der Preis für detaillierte Informationen über Jupiter und seine Monde.
Während seiner Zeit um Jupiter wird sich JUICE mit zwei anderen Missionen überschneiden: der laufenden Juno-Mission der NASA, die den Gasriesen seit 2016 umkreist, und der Europa-Clipper-Mission im nächsten Jahr. Diese drei Missionen stehen in einer langen Tradition der Erforschung des größten Planeten unseres Sonnensystems. Pioneer 10 und 11 sowie Voyager 1 und 2 führten beim Vorbeiflug an Jupiter Analysen durch, doch erst Galileos Mission im Jahr 1995 lieferte uns einen Großteil unseres Wissens über den Planeten. Diese spätere Mission lieferte erstmals Hinweise auf die unterirdischen Ozeane der Monde und legte damit den Grundstein für die heutige Arbeit von JUICE.

📸 Ganymed, aufgenommen von der Juno-Sonde.
Insbesondere Europa gilt aufgrund seiner eisigen Oberfläche und der durch die Gezeiten verursachten Erwärmung als Kandidat für mikrobielles Leben. Da Europas Nähe zum Jupitermagnetfeld jedoch die Erforschung erschwert, konzentriert sich JUICE auf Ganymed, den die Sonde nach einer Umkreisung Jupiters umkreisen wird. Ganymed ist zudem ein starker Kandidat für einen unterirdischen Ozean; er ist der größte Jupitermond und der einzige bekannte Satellit mit einem eigenen Magnetfeld. JUICE wird auch Kallisto ins Auge fassen, doch die größere Entfernung des Mondes von Jupiter und das Fehlen einer Energiequelle machen es weniger wahrscheinlich, dass dort Leben existiert.
JUICE wird all diese Untersuchungen mit modernster Ausrüstung durchführen, darunter ein Magnetometer zur Untersuchung des Magnetfelds, ein optisches Kamerasystem für die Fotografie und ein Spektrometer für sichtbares und infrarotes Licht, um die Zusammensetzung verschiedener Materialien zu bestimmen. Während die ESA diese Mission leitet, wird die Sonde auch Instrumente der NASA und der japanischen Raumfahrtagentur JAXA an Bord haben, was den kollaborativen Charakter der Mission unterstreicht. Wenn JUICE in acht Jahren endlich den Jupiter erreicht, werden die dabei gewonnenen Erkenntnisse hoffentlich von der weltweiten Gemeinschaft wissenschaftlicher Forschung und Entdeckungen geteilt.

Weitere Informationen
ESA-Pressemappe: https://esamultimedia.esa.int/docs/science/Juice-LaunchKit.pdf
Beebe R. Jupiter: der Riesenplanet. 2. Auflage. Smithsonian Institution Press; 1997.