

📸 Die Sahara. (Bildnachweis: Sergey Pesterev)

📸 Ein großes Stück libysches Wüstenglas in der Hand
Vor 28.500.000 Jahren wurde der Himmel über Nordafrika von einem durch die Atmosphäre rasenden Asteroiden erleuchtet. Die intensive und unmittelbare Hitze dieses Ereignisses verschmolz den Wüstensand zu einem gelbgrünen Tektit, dem sogenannten Libyschen Wüstenglas. Da kein sichtbarer Einschlagkrater vorhanden ist, ist die wahrscheinlichste Ursache eine Luftexplosion geringer Dichte, die vor etwa 28.500.000 Jahren zur Verschmelzung siliziumreicher Sande führte. Seitdem hat das Libysche Wüstenglas die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen, von den Pharaonen im alten Ägypten bis hin zu den Wissenschaftlern von heute. Die alten Ägypter nannten diese Formationen den Fels Gottes. Heute wissen wir, dass dieses Material eher kosmischen als göttlichen Ursprungs ist, doch sein genauer Ursprung bleibt ein Rätsel.
Libysches Wüstenglas wird als Tektit klassifiziert, ein Gestein, das durch den Einschlag eines Meteoriten entstanden ist. Die enorme Hitze und der Druck eines Einschlags können die umgebenden Sedimente zu einem neuen Material verschmelzen. Im Fall des libyschen Wüstenglases wurden die Sandpartikel der Sahara augenblicklich zu diesem wunderschönen gelbgrünen Glas geschmolzen. Ein weiteres gutes Beispiel für einen Tektit ist Moldavit, ein glasartiges grünes Siliziumdioxid, das in Mitteleuropa vorkommt. Wie LDG entstand auch Moldavit vor 15 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag.

📸 Probe eines Hypatia-Steins
Während das Szenario einer Luftexplosion unter Wissenschaftlern allgemein anerkannt ist, ist ein direkter Asteroideneinschlag nicht unmöglich. Belege für einen direkten Einschlag sind unter anderem der kohlenstoffhaltige Hypatia-Stein, der in LDG gefunden wurde und mit ziemlicher Sicherheit außerirdischen Ursprungs ist. Der Oasis-Krater in Ostlibyen wurde als mögliche Quelle diskutiert, doch seine große Entfernung vom LDG-Streufeld macht dies sehr unwahrscheinlich. Befürworter des Direkteinschlags-Szenarios vermuten, dass das Fehlen eines sichtbaren Kraters durch geologische Prozesse erklärt werden könnte, die diese Beweise vernichtet haben.
Auch ohne Krater spricht die Hypothese eines direkten Einschlags für sich. Der beste Beweis dafür ist das Vorhandensein einer Zirkoniumdioxid-Form namens Ortho-II in LDG, die sich unter einem Druck von 130.000 Atmosphären bildet – genug Druck, um einen direkten Einschlag nahezulegen. Diese Entdeckung Ende 2023 hat die Debatte um die Herkunft des libyschen Wüstenglases neu entfacht, doch da kein Krater vorhanden ist, bleibt die Theorie spekulativ.


📸 Karte der LDG-Quellen
Unabhängig von der Art des LDG-Einschlags war seine Wucht groß genug, um die Stücke über ein 6.500 Quadratkilometer großes Streufeld zu verteilen. Während der Reise war das Glas wahrscheinlich noch in der Luft geschmolzen und kühlte beim Abstieg in den Sand ab. Aufgrund dieses riesigen Streufelds werden immer wieder neue Tektitstücke entdeckt, obwohl das Material begrenzt ist. Einige Wissenschaftler spekulieren, dass es mehrere Explosionen gegeben haben könnte, die das Einschlagsgebiet vergrößerten. Jüngste Untersuchungen des umliegenden Wassereinzugsgebiets lieferten zudem starke Hinweise auf eine Verbreitung durch Erosion, wobei das Glas durch terrestrische geologische Prozesse noch weiter transportiert wurde.

📸 Tutanchamuns Brust
Die Dünen des Großen Sandmeeres wirken zwar zeitlos, doch während des Früh- und Mittelpaläolithikums herrschte in der Region oft ein feuchteres Klima, das die Entstehung von Playa-Feuchtgebieten ermöglichte. Weiter südlich, an einem der heute unwirtlichsten Orte der Erde, boten permanente Seen und Savannen eine noch größere Vielfalt an Leben. In der gesamten Region finden sich zahlreiche Belege für mehrere Perioden früher menschlicher Besiedlung und die Entdeckung des libyschen Wüstenglases. Wie Feuerstein oder Obsidian verarbeiteten unsere Vorfahren das Glas zu Werkzeugen und Dekorationsgegenständen.
Paläolithische Kulturen waren nicht die einzigen, die Glas verwendeten. 1997 identifizierte der Mineraloge Vincenzo de Michele das für Schmuckstücke aus dem Grab von König Tutanchamun verwendete Material als libysches Wüstenglas. Das Glas wurde zu einem Skarabäus geformt, der als Herzstück eines Pektorals diente. Dieser Fund aus der 18. Dynastie ist unter den Edelsteinen des alten Ägypten einzigartig, da er die einzige bekannte Verwendung libyschen Glases darstellt. Der Skarabäus ist Teil einer zweifachen Darstellung des Sonnengottes, der in der ägyptischen Mythologie sowohl durch einen Skarabäus als auch durch einen Falken dargestellt werden konnte. Heute werden das Pektoral und andere Schätze Tutanchamuns im Ägyptischen Museum aufbewahrt.

📸 Das Mini-Museum – Glasexemplar aus der libyschen Wüste
Einem König würdig!
Dieses Exemplar ist ein authentisches Fragment libyschen Wüstenglases. Der Ursprung dieses Materials liegt fast 30 Millionen Jahre zurück, als der Meteorit alle heute bekannten LDG-Stücke schuf. Die Stücke variieren stark in Größe, Form und Farbe, die meisten sind jedoch zwischen 2,5 und 3,5 cm lang.
Ebenfalls erhältlich ist unser Anhänger aus libyschem Wüstenglas! Das Material ist in eine Sterlingsilber-Rückseite eingefasst und mit einer 45 cm langen Kette aus Sterlingsilber versehen. Es ist zwar nicht ganz das Bruststück von König Tutanchamun, aber dennoch ein wunderschönes Schmuckstück.
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Weitere Informationen
Fröhlich, F., et al. "Libysches Wüstenglas: Neue Feld- und Fourier-Transformations-Infrarotdaten." Meteoritics & Planetary Science 48.12 (2013): 2517-2530.
Kleinmann, B., Horn, P. und Langenhorst, F.. „Beweise für Schockmetamorphose in Sandsteinen aus dem Streufeld des Libyschen Wüstenglases.“ Meteoritics & Planetary Science 36.9 (2001): 1277-1282.
Kovaleva E, Helmy H, Belkacim S, Schreiber A, Wilke FDH, Wirth R. Libysches Wüstenglas: Neue Beweise für ein extrem hohes Druck-Temperatur-Impaktereignis durch nanostrukturelle Studien. Der amerikanische Mineralogist. 2023;108(10):1906-1923. doi:10.2138/am-2022-8759
Sighinolfi GP, Lugli F, Piccione F, Michele VD, Cipriani A. Terrestrisches Ziel und Schmelzort von libyschem Wüstenglas: Neue Erkenntnisse aus Spurenelementen und Sr-Isotopen. Meteoritik & Planetenwissenschaft. 2020;55(8). doi:10.1111/maps.13550
Welland, Michael. Sand: die unendliche Geschichte. Univ of California Press, 2009.